Homöopathie

Vor einiger Zeit erklärte ich einem guten Freund die Grundlagen und die Wirkweise der Homöopathie. Er fasste daraufhin meine langen Ausführungen so trefflich kurz zusammen, dass ich ihn hier zitieren möchte: „Die Homöopathie heilt mit hochverdünnten Wirkstoffen auf einer Ebene an der Wurzel des Ichs, um dort Ordnung zu schaffen, wo ein Ungleichgewicht entstanden ist.“

Soweit eine Vorausschau in Kürze – nun einmal von Anfang an:
Die Homöopathie zählt zu den Naturheilverfahren. Sie ist keine Pflanzentherapie, wie sie den meisten bekannt ist. Vergleichbar mit der Akupunktur ist sie eine eigenständige Therapiemethode und wird mit anderen Methoden nur dann kombiniert, wenn es nötig ist, den Körper zuvor zu entgiften und ihn in eine bessere Ansprechbarkeit auf die Therapie zu versetzen.

Ihr Begründer ist Herr Hahnemann, der vor 200 Jahren die drei wichtigsten Grundlagen dieser Therapie entdeckte. Zu dieser Zeit war die Medizin recht kräfteraubend für die Patienten. (Aderlässe, Purgierungen im Unmaß waren an der Tagesordnung), so dass Hahnemann sich abwandte und neue Wege beschritt.

Mehr noch als in Europa fand diese Methode in Asien und Südamerika eine weite Verbreitung, dort, wo mangels Finanzen der Einzug der Gerätemedizin wenig lohnenswert erschien. Denn die Therapie ist vergleichsweise billig, was die Kosten der Medikamente betrifft.

In unserer Gegend gewann sie erst dann wieder vermehrt an Bedeutung, wo sich Krankheiten trotz oder wegen häufiger Antibiotikagabe chronifizierten und die klassische Medizin relativ hilflos erscheint. Die Therapieform kennt ihre Grenzen, doch sprechen sehr viele chronische aber auch gerade akute Krankheitsbilder und Befindlichkeitsstörungen darauf an.

Die drei wichtigsten Grundlagen der Homöopathie

1. Das Similegesetz (simile=gleiches)
Man schneidet Zwiebeln und die Augen tränen und brennen. Gibt man zwei Zwiebeln in homöopathischer Form, so heilt sie die Tränen und Brennen der Augen bei Grippe oder auch bei anderen Formen der Entzündung. Für die homöopathische Behandlung ist somit nicht die Diagnose (Grippe oder Entzündung) entscheidend, sondern allein die Symptome. Jemand vergiftet sich mit Chinin, es treten Vergiftungssymptome auf mit hohem Fieber und einem Krankheitsbild, das an Malaria erinnert. Gibt man einem Malariakranken Chinin homöopathisch, so werden die Beschwerden gemildert, im günstigen Fall kann sogar die Malaria ausheilen. Gleiches heilt gleiches – das erste Prinzip.

2. Die Potenzierung
Der zugefügte Wirkstoff wirkt im Organismus umso nachhaltiger, stärker, heftiger, je höher dieser Wirkstoff potenziert, dass heißt zunächst einmal verdünnt wird. Da jedoch bei jeder Verdünnung die neue Mixtur verschüttelt wird, kann man sich vorstellen, dass die im Wirkstoff enthaltene „Information“ so an die Umgebung weitergeben wird und sich ähnlich einem Gerücht, das sich verbreitet, immer mehr verstärkt. Ich kenne keine seriösen Homöopathen, die größten Wert darauf legen, dieses Phänomen wissenschaftlich zu erklären, es ist derzeit leider noch nicht möglich. Rein die Erfahrung hat Hahnemann und jedem, der diese Therapieform anwendet hat, gezeigt, dass dieser Effekt besteht.

3. Die „Erbkrankheiten“
In der Menschengeschichte gibt es drei sehr verbreitete Krankheiten, die Krätze, der Tripper und die Syphilis. So wie Gene vererbt werden, so nahm Hahnemann an, dass bestimmte Schwächen nach erfolgter Krankheit auch weitergegeben werden. Eine Art Erblast, wir sagen oft, es ist die Konstitution, in der Homöopathie nennen wir es die Diathese.

Alle Krankheiten sind diesen drei Krankheiten (diesen Diathesen) zuordbar, zum Teil als Kombination.

Der Psora (Krätze) entspricht der „harmlosen“, relativ außen sich auf der Haut, den Schleimhäuten abspielenden Krankheiten, denen eine gewisse Kraft zum Überwinden der Krankheit fehlt.

Der Sykosis (Tripper) entspricht die heftige, aktive Krankheit mit Entzündung und Überschuss.

Der Syphilis entspricht die sich lang hinziehende, teils unterschwellig ablaufende Erkrankung, bei der der Organismus und auch die Seele regelrecht zerstört werden. Als homöopathisches Mittel kommt jeder verfügbare Stoff in Betracht, doch längst nicht alle Stoffe (Wirkstoffe) wurden bereits geprüft. Es gibt von jedem homöopathischen Mittel ein Arzneimittelbild, das ist die Gesamtheit der Symptome, die auftreten können, wenn dieser Stoff in zu hoher Dosis eingenommen wird. Die gleichen Symptome können aber auch erfasst werden in flüchtiger, vorrübergehender Art, wenn Prüfungspersonen diesen Stoff in homöopathischer Form einnehmen.

Bei den großen homöopathischen Wirkstoffen zeichnet sich dadurch regelrecht ein Bild einer Persönlichkeit ab. Die einzelnen Stoffe wirken nicht nur auf der körperlichen Ebene sondern auch im Funktionellen und Seelischen Bereich. So kann ein Symptom auf körperlicher Ebene helfen, das richtige Mittel für eine seelische Krankheit zu finden und andersherum.

Vielleicht verstehen Sie jetzt schon, dass der Homöopath viele Informationen benötigt. Dies ist der erste Teil der Arbeit der Therapeuten. Der Homöopath erfragt nun alle Ihre Beschwerden, aber auch Ihre Lebensgewohnheiten, Ihre Gedanken und Träume.

Besonders wichtig sind auch neben den Geist- und Gemütssymptomen die sogenannten Modalitäten und die „Als ob“ Symptome. Welches Klima vertragen Sie? Wodurch bessert oder verschlechtert sich Ihr befinden? Es fühlt sich an, als ob eine Feder im Hals kitzelt etc. Der zweite, größere Teil der Arbeit folgt nun – man nennt es Repertorisierung.  Aus der Sammlung aller Information wählt er die besonderen, die auffälligen und die sehr individuellen Symptome aus und sucht das für Sie passende Arzneimittelbild, d.h. den Wirkstoff unter Berücksichtigung Ihrer Diathese. Die Homöopathie ist somit eine sehr individuelle Therapie.

Meist ist es erforderlich, ein umfassendes Einzelgespräch von ein bis zwei Stunden zu führen. Manchmal können aber schon ein paar Hinweise ausreichen, das richtige Mittel zu finden.


Die Homöopathie ist eine Reiztherapie, sie befähigt den Organismus zu erkennen, was ins Ungleichgewicht geraten ist und regt ihn dadurch an, dieses Ungleichgewicht auszugleichen. Sie stimuliert dadurch die Selbstheilungskräfte des Körpers, ohne die kaum eine Therapie inkl. Antibiotika wirken kann.
Die Homöopathie ist eine sehr sanfte Therapie, Symptome werden nicht unterdrückt, schädliche Nebenwirkungen treten nicht auf.

Formen der homöopathischen Therapie

Entweder auf Ihre Anfrage hin oder aufgrund unserer Empfehlung können Sie sich auch mit homöopathischen Medikamenten behandeln oder behandeln lassen.

Entweder als Kombinationspräparat:

in Form von Tropfen, Tabletten, Globuli, Spritzen an Akupunkturpunkte und als Mischung in Eigenblutinjektionen bei bestimmten Indikationen oder in der Art der klassischen Homöopathie:

  • ein Einzelpräparat in Bezug auf die rein organische Ebene bei einzelnen Erkrankungen.
  • ein Einzelpräparat mit vorheriger Nosodengabe als Konstitutionsmittel, d.h. das Mittel; das auf Sie in Ihrer Gesamtheit zutrifft und von dem wir erwarten, dass es Ihre Lebenskraft in Bezug auf die Gesundheit Ihrer Beschwerden/Krankheiten stärkt.

Art des Naturheilverfahrens

Diese feinstoffliche Behandlung ist eine Reiztherapie, es werden keine (nennenswerten) Wirkstoffdosen eines Stoffes verabreicht, lediglich die Art des Stoffes wirkt als Informationsträger für Ihren Körper. Die Behandlung ist nebenwirkungsfrei und wirkt manchmal auch dann noch, wenn Sie andere Medikamente einnehmen. Die Wirkung der anderen Medikamente wird dadurch nicht gestört.

Störanfälligkeit

Die Wirkung der homöopathischen Mittel jedoch können durch einzelne Wirkstoffe des
alltäglichen Lebens und durch andere Medikamente aufgehoben werden.
Wenn Sie eine optimale Wirkung und baldige Heilung wünschen, so sollten Sie folgende
Stoffe meiden, weil sie Gegenmittel darstellen:

  1.    Sämtliche „chemischen Arzneien“, insbesondere Cortison, Antibiotika und Psychopharmaka – zumindest nicht ohne Absprache mit Ihrem Behandler.
  2. Kaffee und jede Form von Coffein, wie auch in Coca-Cola und decoffeiniertem Kaffe.
  3. schwarzer oder grüner Tee, Mate stattdessen Roibuschtee (wie schwarzer Tee)
  4. starke ätherische Öle – auch in Duftlampen, besonders aber Pfefferminz
  5. – zum Inhalieren, einreiben oder ähnliches wie Tigerbalsam, Japanisches Heilpflanzenöl
  6. – in Kräutertees und auch in Form von Zahnpasta. Als Alternative gibt es eine Pflanzenzahncreme von Weleda, die Spearmint (grün) Frisco Dent (bei Aldi) und einige seltene Sorten wie Kohlepulver, Salzkörner o.ä.

Die Störung des Mittels (auch versehentlich) kann bei höheren Potenzen nicht durch eine erneute Einnahme ausgeglichen werden.

Art der Einnahme

Die Einnahme eines homöopathischen Mittels ist unabhängig von den Essenzeiten, eher etwas Abstand dazu lassen. Tropfen und Tabletten lässt man im Mund zergehen – nicht schlucken. Wenn die Beschwerden akut sind oder sehr stark, nehmen Sie Ihre Mittel häufiger ein – ruhig alle Viertelstunde, halbe Stunde, stündlich oder zweistündlich – mit Nachlassen der Beschwerden immer seltener. Hohe Potenzen nur wie vorgeschlagen: bei D12 1x täglich, D30 meist 1x wöchentlich manchmal auch zwei-dreitägig oder 1x monatlich. Wirklich hohe Potenzen wie D200, 1000, C30, C200 oder C1000 nur als einmalige Gabe nach ärztlicher Anordnung.

Erstreaktion

In den ersten Tagen nach der Einnahme können allgemeine Beschwerden oder ein akuter Infekt auftreten, oder / und alte Krankheitssymptome tauchen innerhalb der ersten vier Wochen für ein paar Tage wieder auf. Für den Homöopathen ist diese Erstreaktion ein Zeichen für das Einsetzen der Gesundung daher nennen wir es Erstreaktion oder Erstverschlimmerung. Seine Sie nicht darüber beunruhigt, im Zweifelsfalle rufen Sie uns an. Unterbrechen Sie diesen Prozess möglichst nicht durch Einnahme anderweitiger Mediakamente.

Wie wird ein homöopathisches Mittel ausgewählt?

Als Beispiel folgendes: Wenn Sie Zwiebeln schneiden, treten Symptome wie Augenbrennen und -tränen (mild), Nasenjucken und wundmachender Schupfen auf. Das sind sogenannte Vergiftungssymptome. Wenn jemand mit einem grippalen Infekt zur homöopathischen Behandlung kommt, der genau diese Art von wundmachendem Nasenausfluss mit Augenbrennen und -tränen hat, dann hilft potenziertes Allium Cepa (Zwiebel), die Lebensenergie so anzuregen, dass eine grundsätzliche Heilung eintritt.  Gleiches heilt gleiches – das Simileprinzip!

Zur Mittelfindung werden alle möglichen und „unmöglichen“ Fragen gestellt – mit Ihrem Einverständnis. Beobachten Sie genau, welcher Art Ihre Beschwerden sind, was Sie beschwert bzw. verschlechtert.

Was sind Potenzen?

Die Wirksamkeit der üblicherweise in Mengen verwendeten Arzneien wird deutlich erhöht, durch den Prozess der schrittweisen Verdünnung und Verschüttelung. Die Verdünnung und die Potenz des Mittels steigen miteinander.  Daher können Sie die Wirksamkeit Ihres verordneten Mittels jedes Mal dadurch steigern,  indem sie es noch mal schütteln oder in Wasser aufgelöst noch einmal kräftig durchschlagen – vor jeder Einnahme. Diesen Prozess nennt man Dynamisierung.

Wenn Sie mehr über die Homöopathie wissen wollen, verweisen wir auf zahlreiche Schriften in Buchhandlungen, auf die bei und zu leihenden Bücher. So, nun viel Spaß beim Gesundwerden.

P.S. In unserer Praxis setzen wir die Homöopathie nicht nur in der klassischen Form ein, sondern führen auch Kurzrepertorisierungen durch, kombinieren zum Teil auch mit Neuraltherapie oder Injektionen an Akupunkturpunkte.

Mit diesen Therapieformen behandeln wir einzelne Beschwerden oder Krankheitssymptome. Im Rahmen der Kassenärztlichen Versorgung benutzen wir auch Komplexmittel. Wir sind uns der Abweichung vom klassischen Stil durchaus bewusst und werden Ihnen bei gegebenem Anlass mitteilen, wenn wir eine klassische Behandlung für angezeigt halten.